Social Recruiting: neue Wege für die erfolgreiche Personalgewinnung
Recruiting ist im Jahr 2022 eines der wichtigsten Themen der Wirtschaft. Auch in Apotheken wird händeringend nach Fachkräften gesucht. Eine entscheidende Rolle können dabei Social-Media-Plattformen spielen, denn dort besteht wie mit keinem anderen Medium die Möglichkeit, potenzielle Kandidaten direkt anzusprechen. Doch wie können Apotheker ohne Marketingkenntnisse und Know-how im Online- und Social Recruiting das Interesse auf sich als Arbeitgeber ziehen und qualifiziertes Personal gezielt ansprechen?
micro gibt die Antworten.
Chancen von Social Recruiting
Die Suche nach passenden Mitarbeitern gestaltet sich für viele Apotheker zunehmend schwieriger und komplexer. Der Trend geht schon länger weg von den klassischen Recruiting-Mitteln wie Stellenanzeigen in Tages- oder Fachzeitschriften – das Internet ist längst der zentrale Ort für die Mitarbeitergewinnung. Doch auch das Schalten einer Stellenanzeige auf einem einschlägigen Jobportal ist nicht mehr der Erfolg versprechende Weg. Alternativen können die sozialen Medien sein. Berufliche Interessen werden hier gleichberechtigt mit privaten Inhalten verfolgt und junge, digitalaffine Fachkräfte nutzen soziale Medien immer öfter auch zur Jobsuche.
Für Arbeitgeber ‒ auch aus dem pharmazeutischen Bereich ‒ bietet sich hier aus gleich mehreren Gründen eine große Chance:
Zum einen haben sie mithilfe der von den Plattformen zur Verfügung gestellten Nutzerdaten die Möglichkeit, über Social-Media-Kanäle ihre Zielgruppen sehr präzise anzusteuern. Das heißt, es ist möglich, Inhalte nur an Personen auszuspielen, die sich dafür auch wirklich interessieren.
Zum anderen ist diese sehr genaue Zielgruppenansprache auch noch deutlich kostengünstiger als Stellenanzeigen über klassische Kanäle wie Tageszeitungen oder Jobportale.
Die alles entscheidende Frage, die am Anfang jeder Personalgewinnung im Social Web stehen sollte, lautet: Wen möchte ich ansprechen? Eine klare Zielgruppendefinition ist der Beginn einer erfolgreichen Personalsuche.
In Zielgruppen denken
Im Zentrum aller Überlegungen steht also die Zielgruppe: Welche Art von Fachkraft sucht die Apotheke ‒ PTA, PKA, Apotheker? Doch die berufliche Qualifikation ist nur ein Teil der Zielgruppenbeschreibung. Darüber hinaus ist die geografische Nähe wichtig. In welchem Umkreis rund um die Apotheke sollen potenzielle Mitarbeiter angesprochen werden? Die sozialen Netzwerke bieten noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, den Personenkreis, dem Inhalte ausgespielt werden sollen, einzugrenzen: Alter, Geschlecht, Hobbys oder die Affinität zu bestimmten Themen. Hat die Apotheke zudem einen bestimmten Beratungsschwerpunkt, lohnt es sich, diesen bei der Zielgruppendefinition zu berücksichtigen.
BEISPIEL
Spielt die reisemedizinische Beratung eine große Rolle, kann es sich lohnen, reiselustige Fachkräfte anzusprechen, weil es vielleicht genau dieser zusätzliche Punkt ist, der jemanden in einer ungekündigten Stellung dazu bewegen kann, sich neu zu orientieren.
Gute Vorarbeit ist wichtig
Hier zeigt sich aber auch deutlich: Social Recruiting ist nichts, womit man einfach mal so losläuft: Vorarbeit ist ‒ wie bei jeder Marketingmaßnahme ‒ unerlässlich für gewinnbringende Ergebnisse:
Im ersten Schritt ist es ‒ auch bei der Nutzung klassischer Recruiting-Kanäle ‒ wichtig, sich über sein Profil klar zu werden: Was unterscheidet die eigene Apotheke vom Wettbewerb, was ist der eigene USP (Unique Selling Proposition = Alleinstellungsmerkmal)? Dieser kann im Fachlichen genauso zu finden sein wie im menschlichen Bereich.
MERKE
Ein entscheidendes Kriterium für Erfolg im Social Web ist Authentizität. Wer ein klares Profil herausarbeitet, hat bessere Chancen als interessanter Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Im zweiten Schritt ist zu definieren, wer gesucht wird: Welche Qualifikation sollte der- oder diejenige mitbringen, welche Erfahrungen und Fähigkeiten?
Die passenden sozialen Kanäle finden
Das Ziel ist es, anhand dieser fundierten Vorarbeit diejenigen sozialen Kanäle zu identifizieren, auf denen die jeweilige Zielgruppe angesprochen werden kann. Der Fokus sollte dabei auf Facebook (täglich etwa 10 Mio. aktive Nutzer in Deutschland) und Instagram (täglich etwa 11 Mio. aktive Nutzer in Deutschland) liegen, da sie über die meisten Nutzer verfügen. Facebook ist eines der größten Netzwerke mit einer starken Durchdringung in der Gesellschaft im Alter von 18 bis 54 Jahren. TikTok oder Snapchat eignen sich hingegen eher für die Ansprache einer jüngeren Zielgruppe. Als Businessnetzwerke eignen sich LinkedIn und Xing für die Ansprache potenzieller Mitarbeiter. Während eine Anzeigenschaltung hier sehr teuer ist, können die Netzwerke optimal für eine persönliche Direktansprache vielversprechender Kandidaten genutzt werden (Active Sourcing).
PRAXISTIPP
Sinnvoll ist immer eine Kombination aus mehreren zielgruppenaffinen Social-Media-Kanälen, weil nicht alle Angehörigen derselben Zielgruppe automatisch auch dieselben Social-Media-Nutzungsgewohnheiten haben.
Werbung und Information verzahnen
Social-Media-Plattformen haben eine Besonderheit gegenüber anderen Recruiting-Kanälen: Man kann hier sowohl unbezahlte als auch bezahlte Inhalte platzieren. Die größeren Reichweiten haben die bezahlten, also werblichen Inhalte. Sie sind es auch, deren Ausspielung sich ganz fein aussteuern lässt. Das gilt nicht nur für das Social Recruiting, sondern auch für die Image- und Produktwerbung. Wer Social Recruiting betreibt, sollte außerdem die eigene Website ‒ am besten mit einer separaten Landingpage für jede ausgeschriebene Stelle ‒ in seine Recruiting-Maßnahmen einbeziehen. Der jeweilige Beitrag in den sozialen Netzwerken führt dann hierhin und zu vertiefenden Informationen zur ausgeschriebenen Stelle. Hier ist es wichtig, dem Interessenten eine direkte Kontaktmöglichkeit zu geben. Ohnehin ist es sinnvoll, die eigene Webpräsenz mit Blick auf das Recruiting kontinuierlich zu pflegen. Das anfänglich herausgearbeitete Profil sollte hier konsequent zu finden sein. Auch das signalisiert dem Besucher der Seite Authentizität.
PRAXISTIPP
Eine Apotheke sollte sich dauerhaft als Unternehmen und Arbeitgeber in den sozialen Netzwerken platzieren ‒ ganz unabhängig davon, ob sie auf Mitarbeitersuche ist. Nur so bleibt sie in ihrem lokalen Umfeld relevant und in den Köpfen.
FAZIT
Die Nutzung sozialer Medien zur Personalsuche bereichern das Recruiting um eine hochinteressante Facette und sind nach einmal geleisteter Vorarbeit und ggf. professioneller Unterstützung ebenso Erfolg versprechend wie ressourcenschonend. Positiver Nebeneffekt: Ihre Apotheke bleibt sichtbar und relevant in ihrem Einzugsgebiet.